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merkwürdig

Formbeschreibung

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merkwürdig Adj./Adv., Vorkommen im Korpus: 326

Allgemeiner Kommentar

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Bedeutung 2 erscheint in den Texten des Korpus erst um 1800; noch AD s. v. (Bd. 3 von 1798) nennt nur Bedeutung 1. Das abgeleitete Adverb "merkwürdigerweise" erscheint in den Texten des Korpus erst 1820 Hof Mur) und nur in – der heutigen – Bedeutung 2; weder AD noch das DWB nennen das Wort.

Bedeutungsbeschreibung

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1.) besonders, auffällig oder gar herausragend und daher bemerkenswert
[[wobei die Besonderheit nicht als sonderbar-seltsame, sondern zumeist als positive (oder zumindest nicht negative) Eigenschaft gesehen wird; eben diese Besonderheit zeichnet einen Menschen, eine Sache oder Situation vor anderen aus und ist daher "des Merkens würdig": des Bemerkens, aber auch der Erinnerung oder weiteren geistigen Beschäftigung. So wird merkwürdig beispielsweise zur Beschreibung herausragender Persönlichkeiten, historisch oder im Lebenslauf bemerkenswerter Ereignisse, aber auch von besonders interessanten Städten und Sehenswürdigkeiten gebraucht]. ]
Ich sah das Gebürge vor mir liegen, das so tausendmal der Gegenstand meiner Wünsche gewesen. [...] Ich kam der Stadt näher [...]. Ich that keinen Schritt, der nicht merkwürdig war. Ein Pilger im heiligen Lande trifft nicht so viel Stäten religioser Erinnerung, und seine Seele ist schwerlich so voll heiliger Bewegung. (G 1WE 154)


2.) außergewöhnlich und verwunderlich oder sogar sonderbar, seltsam; daher Staunen oder Befremden auslösend
[[im Gegensatz zu Bedeutung 1 deutlicher auf das Besondere, Außergewöhnliche eines Menschen, einer Sache oder einer Situation verweisend (meist nicht mehr mit positiver Konnotation) und nicht vor allem auf das Erinnernswerte. In den Texten des Korpus erscheint Bedeutung 2 zuerst in der Wendung "es ist / war merkwürdig" (so bei Mor, A R, 1790). Erste Belege für das Einzelwort - als Bedeutungsverengung von Bedeutung 1 'bemerkenswert' - finden sich in G WML (1795), deutlicher noch bei Heine (H RB, 1826-1831), und eindeutig auf das Sonderbare, Irritierende bezogen dann bei Keller (KE 1GH, KE KAM, KE RJ, 1854-1857). Dabei schwingt immer noch mit, dass eben dieses Sonderbare oder Seltsame überdenkenswert ist. Noch wird das Wort allerdings häufiger - auch von den genannten Autoren - in Bedeutung 1 verwendet. Erst Fontane verwendet merkwürdig ohne die Nebenbedeutung des Überdenkens- oder Erinnernswerten, ganz wie heute, als 'sonderbar, seltsam' und nur noch selten in Bedeutung 1].]
In welchem Verhältnis der kleine Herr, der die Damen begleitete, zu denselben stehen mochte, konnte ich nicht erraten. Es war eine dünne, merkwürdige Figur. Ein Köpfchen, sparsam bedeckt mit grauen Härchen, die über die kurze Stirn bis an die grünlichen Libellenaugen reichten, die runde Nase weit hervor tretend, dagegen Mund und Kinn sich wieder ängstlich nach den Ohren zurück ziehend. Dieses Gesichtchen schien aus einem zarten, gelblichen Tone zu bestehen, woraus die Bildhauer ihre ersten Modelle kneten; und wenn die schmalen Lippen zusammen kniffen, zogen sich über die Wangen einige tausend halbkreisartige, feine Fältchen. (H Rb 144f.)



Differenzkommentar

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Heute bedeutet merkwürdig nur noch 'sonderbar, seltsam'. Für die im Bearbeitungszeitraum noch übliche Bedeutung 'besonders, auffällig; wert, bemerkt oder sogar erinnert zu werden' wird heute das Wort "bemerkenswert" gebraucht und gegebenenfalls zusätzlich die Angabe "erinnernswert" gemacht.