blöd
Formbeschreibung
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blöd, blöde
Adj./Adv., Vorkommen im Korpus: 85
Allgemeiner Kommentar
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Von ahd. blôdi ‚schwach, schwächlich‘, „im Gegensatz dessen was scharf ist" (Ad I/1081). Das Wort beschreibt einen Mangel an Kraft,
Leistungsfähigkeit oder Verwendbarkeit beim Menschen (aber auch übertragen auf Tiere, Gegenstände und Abstrakta), der körperlich, geistig oder seelisch
bedingt ist (nur ganz vereinzelt wird dieser Mangel als tugendhafte Beschränkung gewertet; im Korpus nur Cl WB 119 mit Bedeutung 10). Davon ausgehend
entfaltet das Wort im 18. und 19 Jh. eine große Bedeutungsvielfalt, so daß nicht immer eine eindeutige Entscheidung möglich ist, besonders wenn der jeweilige
Mangel nicht genannt wird und auch nicht sicher erschlossen werden kann.
Bedeutungen (Übersicht)
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- ohne Kraft, schwach
- (vorübergehend) von der Kraft verlassen, erschöpft, müde
- von schwacher Sehkraft, kurzsichtig
- von schlechter Gesundheit, krank
- an Schwachsinn leidend
- von geringer Intelligenz und Überlegung, einfältig, schwer von Begriff
- von geringer geistiger Spannkraft und Tätigkeit, stumpfsinnig, geistlos, dumpf
- (noch nicht) im Besitz seiner geistigen Kräfte, benommen
- furchtsam, feige
- ohne Selbstvertrauen im gesellschaftlichen Umgang und deshalb (unangemessen) zurückhaltend; schüchtern
Bedeutungsbeschreibung
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1.)
ohne Kraft, schwach
doch mag es sein, daß solche elektrische Schläge, die den ganzen Organismus des Lebens ins Stocken bringen, mir gerade nötig und nützlicher sind als alle Mittel, die eine blöde dürftige Kunst in unglückseliger Selbsttäuschung darbietet. (Hof Mur 460)
2.) (vorübergehend) von der Kraft verlassen, erschöpft, müde
Ich war sehr blöde, als ich in die Schenke trat, man wies mir eine Stube und ein Bette an, ich schlief ziemlich ruhig (Ti Ph 15)
3.) von schwacher Sehkraft, kurzsichtig
["blöde Augen" oder „blödes Gesicht" sind stehende Ausdrücke für die ‚Kurzsichtigkeit‘; vgl. gleichzeitiges „blödsichtig", „Blödsichtigkeit", beides ist aber im Korpus nicht belegt]
Hulda Niemeyer [...] war [...] eine lymphatische Blondine, mit etwas vorspringenden, blöden Augen (F EB 6)
4.) von schlechter Gesundheit, krank
Sie zogen weiter und fanden einen am Weg sitzen, der hatte die Augen zugebunden. Sprach der Königssohn zu ihm: »Hast du blöde Augen, daß du nicht in das Licht sehen kannst?« (Gr KHM II/223,14-18)
5.) an Schwachsinn leidend
[im medizinischen Sinne]
sein blödes Mädchen, womit später der Herrgott ihn belastete (Sto Sch 16,22f)
6.) von geringer Intelligenz und Überlegung, einfältig, schwer von Begriff
[meist in Verbindung mit der fehlerhaften Einschätzung einer Situation und dem daraus folgenden Verfehlen eines Ziels]
Es hätte mich einen Fußfall gekostet, es hätte mich eine Träne gekostet – oh ich blöder, blöder, blöder Tor! (Sch R 101,22-24f.)
7.) von geringer geistiger Spannkraft und Tätigkeit, stumpfsinnig, geistlos, dumpf
[von Menschen, Tieren, Gegenständen oder Abstrakta]
Innsbruck selbst ist eine unwöhnliche [!], blöde Stadt. Vielleicht mag sie im Winter etwas geistiger und behaglicher aussehen (H Rb 331)
8.) (noch nicht) im Besitz seiner geistigen Kräfte, benommen
Jeden Morgen bei Hahnenschrei aus dem Bett, war er [der Pflegesohn] auch heute wieder vor Müdigkeit eingeschlafen. [...] Frau Dörr aber [...] rief [...] ihrem Pflegesohn zu: »Will er woll auf! [...]« Der arme Junge fuhr blöd und verschlafen in die Höh‘ (F IW 19,32-21,1)
9.) furchtsam, feige
Die Zeit verfließt, jedoch das Schloß, / Das alte Schloß mit Turm und Zinne / Und seinem blöden Menschenvolk, / Es kommt mir nimmer aus dem Sinne. // Ich sehe stets die Wetterfahn, / Die auf dem Dach sich rasselnd drehte. / Ein jeder blickte scheu hinauf, / Bevor er nur den Mund auftäte. // Wer sprechen wollt, erforschte erst / Den Wind, aus Furcht, es möchte plötzlich / Der alte Brummbär Boreas / Anschnauben ihn nicht sehr ergötzlich (H Ge 708,1-709,12)
10.) ohne Selbstvertrauen im gesellschaftlichen Umgang und deshalb (unangemessen) zurückhaltend; schüchtern
[auch übertragen, Abschwächung und Verengung von Bedeutung 9); obwohl der Gegensatz ↑dreist ist, wird „blödes" Verhalten fast durchgehend abgelehnt]
Will Er denn den Gurkensallat durchaus verderben lassen? So eß Er doch; so sey Er doch nicht blöde: bey einer schmalen Mahlzeit muß man zum Kuckuck nicht blöde seyn (Le Hof 83)
doch mag es sein, daß solche elektrische Schläge, die den ganzen Organismus des Lebens ins Stocken bringen, mir gerade nötig und nützlicher sind als alle Mittel, die eine blöde dürftige Kunst in unglückseliger Selbsttäuschung darbietet. (Hof Mur 460)
2.) (vorübergehend) von der Kraft verlassen, erschöpft, müde
Ich war sehr blöde, als ich in die Schenke trat, man wies mir eine Stube und ein Bette an, ich schlief ziemlich ruhig (Ti Ph 15)
3.) von schwacher Sehkraft, kurzsichtig
["blöde Augen" oder „blödes Gesicht" sind stehende Ausdrücke für die ‚Kurzsichtigkeit‘; vgl. gleichzeitiges „blödsichtig", „Blödsichtigkeit", beides ist aber im Korpus nicht belegt]
Hulda Niemeyer [...] war [...] eine lymphatische Blondine, mit etwas vorspringenden, blöden Augen (F EB 6)
4.) von schlechter Gesundheit, krank
Sie zogen weiter und fanden einen am Weg sitzen, der hatte die Augen zugebunden. Sprach der Königssohn zu ihm: »Hast du blöde Augen, daß du nicht in das Licht sehen kannst?« (Gr KHM II/223,14-18)
5.) an Schwachsinn leidend
[im medizinischen Sinne]
sein blödes Mädchen, womit später der Herrgott ihn belastete (Sto Sch 16,22f)
6.) von geringer Intelligenz und Überlegung, einfältig, schwer von Begriff
[meist in Verbindung mit der fehlerhaften Einschätzung einer Situation und dem daraus folgenden Verfehlen eines Ziels]
Es hätte mich einen Fußfall gekostet, es hätte mich eine Träne gekostet – oh ich blöder, blöder, blöder Tor! (Sch R 101,22-24f.)
7.) von geringer geistiger Spannkraft und Tätigkeit, stumpfsinnig, geistlos, dumpf
[von Menschen, Tieren, Gegenständen oder Abstrakta]
Innsbruck selbst ist eine unwöhnliche [!], blöde Stadt. Vielleicht mag sie im Winter etwas geistiger und behaglicher aussehen (H Rb 331)
8.) (noch nicht) im Besitz seiner geistigen Kräfte, benommen
Jeden Morgen bei Hahnenschrei aus dem Bett, war er [der Pflegesohn] auch heute wieder vor Müdigkeit eingeschlafen. [...] Frau Dörr aber [...] rief [...] ihrem Pflegesohn zu: »Will er woll auf! [...]« Der arme Junge fuhr blöd und verschlafen in die Höh‘ (F IW 19,32-21,1)
9.) furchtsam, feige
Die Zeit verfließt, jedoch das Schloß, / Das alte Schloß mit Turm und Zinne / Und seinem blöden Menschenvolk, / Es kommt mir nimmer aus dem Sinne. // Ich sehe stets die Wetterfahn, / Die auf dem Dach sich rasselnd drehte. / Ein jeder blickte scheu hinauf, / Bevor er nur den Mund auftäte. // Wer sprechen wollt, erforschte erst / Den Wind, aus Furcht, es möchte plötzlich / Der alte Brummbär Boreas / Anschnauben ihn nicht sehr ergötzlich (H Ge 708,1-709,12)
10.) ohne Selbstvertrauen im gesellschaftlichen Umgang und deshalb (unangemessen) zurückhaltend; schüchtern
[auch übertragen, Abschwächung und Verengung von Bedeutung 9); obwohl der Gegensatz ↑dreist ist, wird „blödes" Verhalten fast durchgehend abgelehnt]
Will Er denn den Gurkensallat durchaus verderben lassen? So eß Er doch; so sey Er doch nicht blöde: bey einer schmalen Mahlzeit muß man zum Kuckuck nicht blöde seyn (Le Hof 83)
Differenzkommentar
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Heute nicht mehr auf eine körperliche Schwäche oder Krankheit verweisend, auch fehlen die Bedeutungen ‚müde, erschöpft, benommen‘ und ‚furchtsam, schüchtern‘. Heute bezeichnet blöd (oder blöde) in Bezug auf Menschen in erster Linie geistige Schwäche (‚von geringer Intelligenz, dumm‘, auch ‚ungeschickt‘, selten noch ‚schwachsinnig‘). Zudem wird das Wort heute auch in Bezug auf Dinge verwendet, dann in den Bedeutungen ‚langweilig, einfallslos‘ oder ‚peinlich, heikel‘, darauf verweisend, daß etwas nicht gut durchdacht oder aus sonstigen Gründen nicht zielführend war.